Harte und weiche Faktoren einer Veränderung

Harte und weiche Faktoren einer Veränderung

Marion Winners, Geschäftsführerin der Avenue GmbH, hat in ihrem Blog einen sehr lesenswerten Beitrag zur Zusammenarbeit von Change Management Beratung und Unternehmensberatung geschrieben: Best of both worlds – Change Management Beratung & Unternehmensberatung

Ein Absatz hat mich besonders zum Nachdenken gebracht: „All diese Gelingens-Bedingungen setzen das Bewusstsein des Auftraggebers voraus, dass eine Veränderung immer zwei Ebenen beinhaltet, die bei der Umsetzung berücksichtigt werden sollten. Neben den harten Fakten, der strukturellen oder prozessualen Umsetzung des Fachkonzeptes, unterstützen gerade die weichen Faktoren die Anpassung der Führungskräfteentwicklung und die vorherrschende Denke (Kulturentwicklung) für eine nachhaltige wirksame Stabilisierung des Zielbildes.“

Diese zwei Ebenen (vielleicht sind es auch drei oder vier, wenn man die Umsetzung nochmals differenzierter betrachten möchte) zeigen Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede. Damit daraus kein Problem wird, gilt es diese einmal genauer zu betrachten.

Auf beiden Ebenen geht es um Systeme. Auf der Ebene „der weichen Faktoren“ finden wir ein soziales System: das Unternehmen mit seinen Menschen, seiner Kultur, seiner Geschichte, seinen Werten und seinen Regeln. Dieses System ist nicht konstruiert. Es hat sich über die Zeit entwickelt und es kann gezielt beeinflusst, aber nicht gesteuert werden. Dieses System ist komplex. Es ist sehr stark mit seiner Umgebung verzahnt (z.B. über Märkte) und lässt sich nicht in Modelle zwängen. Prof. Peter Kruse schildert in einem Vortrag „Wie reagieren Menschen auf wachsende Komplexität?“ (YouTube: http://youtu.be/m3QqDOeSahU) wie Intuition hilft, mit dieser Art der Komplexität umzugehen.

Auf der Ebene der „harten Faktoren“, also der strukturellen und prozessualen Umsetzung, haben wir es mit von Menschen bewusst gestalteten Systemen zu tun. Dies sind z.B. Prozesse und Technologien, die diese Prozesse möglich machen. Diese Systeme sind ebenfalls komplex (siehe auch „Ist IT komplex?“ und „Warum macht IT so kompliziert?„), jedoch in einem anderen Sinne. Diese Komplexität lässt sich bewusst beeinflussen. Schließlich werden diese Systeme von Menschen konstruiert. Sie entwickeln sich nicht von selbst (D.h. sie sollten bewusst konstruiert werden. In der Realität stößt man leider oft auf andere Situationen).

Vernetzung beider Ebenen

Marion Winners weist in ihrem Artikel darauf hin, dass für eine erfolgreiche Veränderung im Unternehmen eine Vernetzung und ein echtes Teaming über beide Ebenen gebraucht werden muss. Dies erfordert eine klare Verständigung. Nach meiner Erfahrung scheitern hieran leider viele Teams.

Die Ursachen sind vielfältig. Ich treffe oft auf ein mangelndes gegenseitiges Verständnis und einen mangelnden Respekt vor den Leistungen, die auf der „anderen Ebene“ erbracht werden. In den Kaffeeküchen der beiden Ebenen hört man Sprüche wie „Die sollen uns mit den Details in Ruhe lassen“ oder „Das ist doch alles abgehobenes Gerede“.

Ich bin vorrangig auf der Ebene der „harten Faktoren“ tätig. Dort muss ich immer wieder feststellen, dass man sich keine Mühe macht oder nicht in der Lage ist, sich so klar über die Unternehmensprozesse, die IT und die im Laufe der Veränderung umzusetzenden Anforderungen zu verständigen, dass sich diese auch auf der anderen Ebene verstanden werden. Die Einstellung „Das können die sowieso nicht verstehen, also erklären wir auch nicht wirklich was wir tun“ steht einer funktionierenden Vernetzung und einem guten Teaming natürlich im Wege. Man kommuniziert mit bunten PowerPoint-Folien, aber eine Verständigung kommt nicht zustande. So werden nicht nur Führungskräfte, sondern auch Kollegen von den Zusammenhängen, Abhängigkeiten, Schwierigkeiten und Möglichkeiten ferngehalten, die bei der Umsetzung zu beachten sind. Dabei ist es für die Denke und die Kultur im Unternehmen enorm wichtig, diese Themen zu kommunizieren und verständlich zu machen.

Ich glaube, hier gibt es noch viel zu tun, um beide Ebenen so zu verzahnen, dass daraus ein funktionierendes Ganzes wird. Vielleicht ist der Artikel von Marion Winner der Anstoß dazu. Wie sehen Sie das?

Ein Kommentar

  1. Lieber Andreas,

    vielen Dank für den spannenden Artikel. Ich fand den Satz sehr bezeichnend : „culture eats strategy for breakfast….“

    Herzliche Gruesse
    Martina

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