Drei Möglichkeiten mit Komplexität umzugehen: Ignorieren, Kapitulieren, Abstrahieren

Drei Möglichkeiten mit Komplexität umzugehen: Ignorieren, Kapitulieren, Abstrahieren

„Unsere Welt wird immer komplexer!“ Diesen Satz haben sie sicher auch schon gehört, wenn nicht sogar selber gesagt. Schließlich steckt viel Wahrheit dahinter. Dabei können wir die „innere“ Komplexität vieler Dinge getrost ignorieren, sofern wir sie nur „von außen“ bedienen müssen.

Dort aber, wo wir die Verantwortung für Innovationen oder Veränderungen tragen, ist es fahrlässig Komplexität auf die leichte Schulter zu nehmen. Einfach nicht so genau hinschauen oder  ein paar schöne Bildchen malen? Das bringt nur eine trügerische Sicherheit. Ein wirkliches Verständnis von Zusammenhängen wird in der Regel nicht gewonnen. Anstatt mit angemessener Genauigkeit und Sicherheit Auswirkungen abschätzen zu können, bewegt man sich eher im „Blindflug“.

Sobald die Folgen des Ignorierens von Komplexität schmerzlich zutage treten, beginnen Teams gerne vor der Komplexität zu kapitulieren. „Wir haben es mit zu vielen Abhängigkeiten zu tun, da kennt sich niemand mehr aus. Das kann keiner alles in den Griff zu bekommen.“

Haben Sie das so auch schon so gehört?

Wo bislang die Komplexität  kein Thema war, führt erlebtes Scheitern dazu  die Ansprüche ins Unerreichbare zu steigern. Die Konsequenz: man hat die beste Rechtfertigung so weiter zu machen wie bisher.

Bedeutet nun Abstrahieren denn nicht auch Vereinfachen? Ja! Allerdings mit einer klaren Zielsetzung: Fokussierung auf das Wesentliche!

Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Begrenzung auf den für die aktuelle Fragestellung relevanten Bereich
  • Wahl des passenden Detaillierungsgrades
  • Beschränkung auf die wichtigen Aspekte
  • Wahl des geeigneten Blickwinkels

Nur, was ist denn das Wesentliche? Woran erkennt man, dass die Abstraktion passend ist? Eine Abstraktion oder ein Modell ist gut,

  • wenn es hilft, über komplexe Themen zu kommunizieren,
  • wenn es neue Einsichten bringt,
  • wenn man darauf aufbauend verlässlich und mit gutem Gefühl Entscheidungen fällen kann,
  • und wenn es von Nutzen ist, um Alternativen zu finden und zu bewerten.

Aus dieser Auflistung wird deutlich, dass Abstrahieren keine triviale, dafür umso wichtigere Aufgabe ist. Übrigens, beim Malen gibt es einen einfachen Trick das Wesentliche zu erkennen: die Augen fast schließen und ein paar Mal blinzeln.

Ob dieser Meister der Abstraktion auch geblinzelt hat?