Cloud Unternehmertag 2016 der Scopevisio AG

Cloud Unternehmertag 2016 der Scopevisio AG

Was erwarten Sie auf einer Konferenz eines Software-Herstellers? Jede Menge Eigenwerbung! So ging es mir auch. Aber der Cloud-Unternehmertag der Scopevisio AG verlief ganz anders: Praxisberichte und unterschiedliche Sichtweisen auf die Themen Digitalisierung, Mittelstand 4.0, Internet of Things und natürlich Cloud machten den Tag zu einem nicht nur spannenden sondern auch sehr informativen Erlebnis, gekrönt durch das tolle Ambiente des Kameha Grand in Bonn.

Den Auftakt machte Karl-Heinz Land von neuland digital vision & transformation mit dem provokativen Titel: „Adapt or die: Wer nicht digital transformiert, hat verloren!“. Sein Vortrag baute auf die drei Thesen auf:

  1. „Alles, was digitalisiert und in Datensätze verwandelt werden kann, wird digitalisiert und in Datensätze verwandelt werden!“
  2. „Alles, was vernetzt werden kann, wird auch vernetzt werden!“
  3. „Alles, was automatisiert werden kann, wird auch automatisiert werden!“

Die damit verbundene Frage an Unternehmen: „Wie gehen Sie damit um?“. Hängen geblieben ist bei mir auch die bei Konsumenten immer weiter verbreitete „Ich-Alles-Sofort-Überall-Mentalität“. Da Mitarbeiter, Geschäftspartner, Lieferanten usw. auch Konsumenten sind, kommt kein Unternehmen daran vorbei, sich dieser Anspruchshaltung zu stellen.

Ob sich die Thesen soweit verwirklichen, dass alles was technisch machbar ist, auch gemacht wird, wird sich langfristig zeigen. Die Richtung der Entwicklung ist sicherlich korrekt dargestellt. Aktuell halte ich es für dringend angeraten, dass sich Unternehmen bei jeder Vernetzung und Automatisierung genau fragen, was sie damit erreichen wollen und die Vernetzung und Automatisierung entsprechen gestalten. Die gute alte 80:20-Regel wird auch hier Budgets schonen können.

Als nächstes stellte Dr. Jürgen Haas, einer der Gründer der Scopevisio, seine Sicht auf das Cloud-Business aber auch auf die Digitalisierung allgemein dar. An seinem emotionalen Vortrag konnte man erkennen, wie sehr er für das Thema Cloud „brennt“. Für ihn steckt hinter der Cloud-Lösung von Scopevisio die Idee, dass viele Mittelständler gemeinsam eine IT nutzen und sich die Kosten teilen. Diese Perspektive war mir bisher noch nicht bewusst, ist aber gut nachvollziehbar. Allerdings nur, wenn die Cloud-Lösung von einem vertrauenswürdigen Partner betrieben wird. Dies ist sicher nicht bei all den unzähligen, teils kostenlosen Cloud-Angeboten im Netz gegeben.

Der Vortrag von Frank Maenz von Microsoft hat mich ebenfalls positiv überrascht. Auch hier wurden keine Produkte vorgestellt. Vielmehr ging es darum, wie Microsoft die aktuellen Veränderungen sieht und sich intern selber darauf einstellt und neue Arbeitsweisen selber umsetzt. Das Thema Vertrauen scheint bei Microsoft sehr hoch gehängt zu sein. Inwieweit sich dies in der Praxis untermauern lässt, muss sich noch zeigen. Dass Microsoft seine deutsche Cloud von T-Systems als deutschem Datentreuhändern betreiben lässt, um sie so Zugriffen durch amerikanische Behörden zu entziehen, ist zumindest ein gutes Zeichen.

Den Vortrag von Frank Thelen, einem Investor der über Unternehmen wie myTaxi erfolgreich wurde und durch die Sendung „Die Höhle der Löwen“ einem breiten Publikum bekannt ist, fand ich etwas schwach. Mir war der Vortrag zu selbstverliebt. Die Hinweise, welchen guten Draht er zu Frau Merkel hat, die ER berät, hatten für das Publikum nicht wirklich einen Mehrwert. Enttäuscht hat er mich mit seiner Antwort auf die Frage eines Teilnehmers, was er denn davon halte, dass bei den von ihm beschriebenen Zukunftsszenarien jeder unserer Schritte aufgezeichnet und ausgewertet wird. Die Antwort lautete schlicht und einfach: Er persönlich habe nichts zu verbergen. Das sei eine typisch deutsche Angst, mit der sich Deutschland selber im Wege steht.

Eine etwas naive Antwort, finde ich. Man muss nur nach Polen oder in die Türkei schauen um zu erkennen, wie schnell es wichtig sein kann, das Recht zu haben Dinge zu tun, ohne dass dies der Öffentlichkeit oder den Institutionen oder Unternehmen bekannt wird. Es ist ein wichtiger Baustein von Demokratie, möglichst viel Freiheit und unbeobachtetes Verhalten zu ermöglichen, gleichzeitig aber auch Grenzen zu setzen um Straftaten zu verhindern. Ein Spagat, der nicht einfach ist.

Sobald erste Konsumenten aufgrund ihres Daten-Exhibitionismus in den sozialen Medien persönliche Nachteile haben (wie kein Zugang zu Leistungen oder höhere Preise), wird das Bewusstsein für Datenschutz sich auch in der Öffentlichkeit drastisch ändern. Zum Glück nehmen die meisten Unternehmen das Bedürfnis nach Privatsphäre ihrer Kunden sehr ernst. Das merkt man auch daran, wie sie das Thema Cloud angehen und wie wichtig ihnen dabei Datenschutz und Datensicherheit sind.

Die beiden größeren Pausen ließen genug Zeit, die Vorträge sacken zu lassen und sich in angenehmer Atmosphäre auszutauschen. Eine überschaubare Anzahl an Ausstellern zeigte auf der Cloud-Expo interessante neue Entwicklung. Genau passend für diesen Rahmen. Gut gefallen hat mir auch das Cloud-Theater. Hier stellte Scopevisio neue Benutzungsszenarien und Integrationen seiner Cloud-Lösung vor. Denn ein bisschen Eigenwerbung muss doch sein und das hat sich Scopevisio bei dieser tollen Veranstaltung auch verdient. Ich freue mich schon auf den Unternehmertag 2017!