Warum? – Ja, warum eigentlich?

Warum? – Ja, warum eigentlich?

In einem Blog-Artikel von Sinnklang habe ich von einer tollen Aktion gelesen: in einem Blog-Bang lädt Markus Cernak  Blogger ein, einen Artikel zu der Frage „Warum?“ zu schreiben (seine Einladung finden Sie hier). Zufällig wurde mir die gleiche Frage vor ein paar Tagen schon einmal gestellt. Und ich muss sagen, ich war nicht gut vorbereitet. Also Zeit, mich dieser Frage einmal zu widmen: Warum mache ich eigentlich meinen Job so gerne?

Warum? Weil ich gerne der Sache auf den Grund gehe!

Bei der Anforderungserhebung lege ich immer sehr viel Wert auf die Warum-Frage. Wobei ich als Coach weiß, dass ich das Wort „Warum“ besser vermeide. Es wird zu oft benutzt, um eine Rechtfertigung einzufordern. Und wer will sich schon rechtfertigen.

Anforderungen sind der Wunsch nach Veränderung. Ich finde es unheimlich spannend, solchen Wünschen auf den Grund zu gehen. Was steckt dahinter? Was ist der Zweck? Bin ich gemeinsam mit meinen Kunden (meist sind es Teams) dort angekommen, ist dies ein sehr erhellender Moment für alle. Ganz neue Lösungswege tun sich auf. Widersprüche werden aufgelöst, es wird sichtbar, wo man sich von Symptomen ablenken ließ und die eigentlichen Wurzeln übersehen hat.

Diese Momente haben etwas sehr Befriedigendes und Verbindendes. Gemeinsam einer Sache auf den Grund gehen und sie wirklich zu verstehen. Dafür mache ich meinen Job!

Warum? Weil ich gerne neue Lösungswege entdecke!

Kontinuierliches Optimieren halte ich für einen wichtigen Prozess. Das Gute ist der Feind des Besseren. Wenn man jedoch immer nur bergauf geht, heißt das nicht, dass man auch auf den höchsten Bergen ankommt. Man landet gerne mal auf dem nächstgelegenen Hügel und dort geht es dann nicht mehr weiter. Mathematiker nennen so etwas ein lokales Optimum.

Wenn man komplexen Problemstellungen wirklich auf den Grund gegangen ist, sie wirklich durchdrungen hat, dann eröffnen sich Möglichkeiten ganz neue Wege zu gehen. Sich von bestehenden, zwar bewährten aber doch gewachsenen (manchmal vielleicht sogar verwachsenen) Lösungen frei zu machen und Konzepte für ganz Neues zu entwickeln. Das bedeutet meist, erst etwas in die Tiefe zu gehen, bevor man auf neue Berge steigen kann.

Das  ist herausfordernd. Und es erfordert Mut. Besonders von demjenigen, der einen solchen Wandel bezahlen muss. Es ist oft aber die einzige Möglichkeit, die wirklich hohen Berge zu erreichen. Wenn ich meinen Kunden dabei helfen kann, macht mich das stolz. Dafür mache meinen Job.

Warum? Weil mich Details langweilen und ich immer den Überblick über die wichtige Zusammenhänge suche!

Ich wollte zu Beginn meines Studiums möglichst wenig mit Software zu tun haben. Die Tipps und Tricks, die die Computer-Freaks alle drauf hatten, haben mich nicht interessiert. Ich habe begonnen Automatisierungstechnik zu studieren, weil es mich faszinierte, wie die vielen einzelnen Teile in riesigen Anlagen perfekt zusammenspielen und dann Gewaltiges leisten können.

Dass ich in dieser Zeit auf Prof. Wendt getroffen bin, war ein reiner Zufall. Aber es war ein Zufall, der mein berufliches Leben enorm geprägt hat. Prof. Wendt (später Gründungsdirektor des Hasso-Plattner-Instituts) hat mir die Augen dafür geöffnet, dass es auch in der IT darauf ankommt, wie einzelne Bausteine zu komplexen Systemen zusammen wirken. Systemen die nicht Material verarbeiten, sondern Information.

Die Bausteine, auf die es ankommt, sind jedoch nicht die Softwareprogramme, wovon Programmierer in der Regel ausgehen. Es sind gedachte Bausteine in den Köpfen der Menschen, die diese Systeme entwickeln. Diese Erkenntnis hat für mich neue Wege bereitet.

Ich liebe es, aus einem Haufen unscharfer Informationen die Strukturen zu extrahieren, auf die es ankommt. Die Strukturen, die alles klar und verständlich machen. Die Strukturen, die anderen helfen, nicht nur miteinander zu reden, sondern sich wirklich zu verständigen. Dafür mache ich meinen Job.

Warum? Weil ich gerne teile, was ich verstanden habe!

Ich mag figurative Malerei. Bilder, bei denen ich etwas erkennen kann. Einen Gesichtsausdruck, eine besondere Stimmung. Wenn ich mit dem Auge ganz nah ran gehe, sehe ich nichts außer einfachen Farbklecksen. Gehe ich einen Schritt zurück, so fällt mir das Wichtige direkt ins Auge. Ich bewundere Maler, die so abstrahieren können und meinen Blick auf das Wesentliche lenken.

Wenn ich meinen Kunden helfe, sich über komplexe Geschäftsprozesse oder IT zu verständigen, reicht es nicht aus, dass ich die Zusammenhänge verstanden habe. Ich muss diese so darstellen, dass meine Kunden sie auch direkt erkennen. Einfache Verständlichkeit und prägnante Aussagekraft muss ich für die jeweilige Situation immer individuell ausbalancieren. Schaffe ich das und höre von meinen Kunden Sätze wie „Jetzt verstehe ich das.“, „Bisher war mir das gar nicht so klar, dass ….“, oder „Ist ja gar nicht so kompliziert wie ich dachte“, dann macht mich das stolz auf meine Arbeit. Dafür mache ich meinen Job.

Warum? Weil nicht ich es besser weiß, sondern meine Kunden!

Ich entscheide nicht gerne, was für Andere das Richtige ist. Vielleicht bin ich deshalb auch Coach geworden. Es steckt so viel Potential, Erfahrung und Know-how in den Mitarbeitern meiner Kunden, das ich aktiveren muss und nicht blockiere darf, bloß weil ich mich als Berater persönlich profilieren möchte. Auf meinem Spezialgebiet gebe ich natürlich Ratschläge – auch solche die weh tun. Aber da bin ich auch Experte und weiß mehr als die Meisten.

Oft bin ich selber kein Rädchen im Projekt-Getriebe. Und wenn, dann nur eines von vielen. Mein Beitrag liegt darin, dafür zu sorgen, dass die vielen anderen Rädchen gut ineinander greifen und dann Großes bewegen. Wenn ein Team mit meiner Unterstützung anfängt an einem Strang zu ziehen, dann gibt mir dies das Gefühl, selbst auch viel bewegt zu haben. Dafür mache ich meinen Job.

Hm, da ist ja doch Einiges zusammengekommen. Hätte ich gar nicht gedacht. Und alles nur wegen eines Zufalls ….