Der Sache gerecht werden. Dann klappt es auch mit dem Projekt.

Der Sache gerecht werden. Dann klappt es auch mit dem Projekt.

Das magische Dreieck des Projektmanagements ist jedem Projektleiter schon einmal untergekommen. Wer bei Google danach sucht, wird unterschiedliche Varianten finden. Mir persönlich gefällt die Variante am besten, die die konkurrierenden Ziele zeigt, die der Projektleiter unter einen Hut bringen muss:

  • Terminziel
  • Kostenziel
  • Sachziel

Termine und Kosten tauchen  in allen Varianten auf. Das Sachziel wird im IT-Umfeld häufig auf die Funktionalität der IT-Lösung reduziert. Das wird meiner Meinung nach der Sache jedoch nicht gerecht, um die es im Projekt geht.

Wo kommen die Wünsche nach Funktionalität her? Passen die Vorstellungen der Personen, die die Funktionalität definieren, überhaupt zusammen? Ist Funktionalität das Einzige, was man am Ende des Projektes erhält? Oder spielen Faktoren wie zukünftige Erweiterbarkeit, Anpassbarkeit, Verlässlichkeit auch eine Rolle?

Wenn man sich eine große Lagerhalle vorstellt, so ist deren Struktur klar festgelegt. Und zwar so, dass sich jeder darunter in etwa das Gleiche vorstellen kann. Vom Bauherren bis zum Maurer. Insbesondere wenn man schon einmal Lagerhallen gesehen hat, reicht ein gewisses Maß an räumlicher Vorstellungskraft aus.

Wenn es um Informationsverarbeitung geht, ist dies jedoch anders. Wie sollen wir uns einen Geschäftsprozess vorstellen? Denn schon hier beginnt der Blick auf „die Sache“. Wir können Geschäftsprozesse meist nicht sehen, höchsten Ausschnitte davon. Wie soll ich mir die Integration einer Anwendung in eine IT-Landschaft vorstellen? Im Serverraum ist davon nur wenig zu erkennen.

Mit der Reduktion des Sachziels auf die Funktionalität einer Lösung schiebt man meiner Meinung nach den „schwarzen Peter“ anderen zu. „Etwas zum Abhaken“ lässt sich leichter managen, als „etwas zum Verstehen“. Ob das, was man abhakt, auch wirklich zielführend ist, liegt dann nicht mehr in der eigenen Verantwortung.

Wenn IT-Projekte scheitern liegt es nach meiner Erfahrung nicht daran, dass die Termin- und Kostenstrukturen zu kompliziert waren. Im Gegensatz zu einem Bauvorhaben, in dem sehr viele Gewerke zu koordinieren sind, sind die Terminabhängigkeiten in IT-Projekten recht einfach. Und auch die Kostenberechnung ist nicht kompliziert. Das Problem zeigt sich in der Sache:

  • Das Ergebnis entspricht nicht den Vorstellungen
  • Die Anforderungen entsprachen schon nicht den Vorstellungen
  • Anforderungen wurden immer wieder geändert
  • Anforderungen wurden falsch verstanden
  • Die gewählte Technologie passt nicht zum Bedarf
  • Die Integration in andere Systeme wurde falsch eingeschätzt

Nach meiner Auffassung ist das Management der Projekte nicht schlecht. Das Management „der Sache“, um die es in den Projekten geht, ist mangelhaft. Anforderungsmanagement alleine reicht nicht aus. Die zentrale Herausforderung ist: Wie schaffe ich es, dass die im Projekt beteiligten Personen eine gemeinsame Vorstellung der Sache bekommen, um die es geht? Sonst ist alles, was darauf aufbaut auch gefährdet. Diesen Prozess gilt es zu managen und zu verbessern.

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