Die Unternehmer sind gefragt, wenn Digitalisierung ein Erfolg werden soll: 6 Punkte, die Sie beachten sollten
Das Thema Digitalisierung ist angekommen, zumindest bei Konferenzen und Info-Events. Noch nie konnte man sich so umfangreich über dieses hochaktuelle und brisante Thema informieren. Häufig referieren Vertreter der Hochschulen, aber immer mehr kommen auch die Unternehmer zu Wort. Auf einer solchen Veranstaltungen wurde letzte Woche die Frage an das Auditorium gestellt, welche Art Unternehmen denn mit der Digitalisierung am weitesten vorangeschritten sind und diese am erfolgreichsten umsetzen. Ich bin im Kopf auch meine Kunden durchgegangen, konnte aber keine passende Schublade erkennen. Der Gedanke ließ mich aber nicht los und auf dem Heimweg kam mir die Erkenntnis: es sind nicht die Unternehmen, die besonders charakteristische Eigenschaften aufweisen, es sind die Unternehmer.
Aus meiner persönlichen Erfahrung zeichnen sich Unternehmer und Geschäftsführer, die die Digitalisierung erfolgreich in ihren Unternehmen vorantreiben, dass sie diese sechs Punkte beachten:
Punkt Nr. 1: Digitalisierung ist mehr als IT
Nicht selten delegieren Unterhemer oder Geschäftsführer Digitalisierungsthemen an die internen IT-Verantwortlichen. Oder sie lassen sich von IT-Lieferanten tolle neue Lösungen verkaufen, ohne vorher die Auswirkungen bedacht zu haben. Schuld ist die Software, die nichts taugt.
In diesen Fällen wurde von den Unternehmern nicht verstanden, dass Digitalisierung ein komplexer Veränderungsprozess ist, in dem IT nur einen Teil ausmacht. Ebenso wichtig sind die Organisation mit ihren Prozessen und die Menschen (Kunden, Mitarbeiter, Geschäftspartner), die von der Veränderung betroffen sind. Wie bei einem dreibeinigen Schemel kann man nicht sagen, welches Bein das wichtigste ist. Ist eines zu schwach ausgebildet, wird das Ganze kippen.
Digitalisierungserfahrenen Unternehmern ist dies bewusst. Sie kümmern sich darum, dass die richtigen Teams zusammengestellt werden und konstruktiv und mit Blick auf das Unternehmen als Ganzes zusammenarbeiten. Der Bedarf aus allen drei Bereichen ist zusammenzutragen. Die Auswirkungen sind abzuschätzen und dabei gilt es über den eigenen Tellerrand zu schauen. Schwierige, aber unvermeidbare Aufgaben.
Punkt Nr. 2: Digitalisierung ist Chef-Sache
Wenn Digitalisierung derart vernetzte und bereichsübergreifende Veränderungen mit sich führt, muss die Geschäftsführung den Prozess nicht nur initiieren, sie muss ihn auch kontinuierlich begleiten und klar und deutlich dahinterstehen. Dies liegt eigentlich auf der Hand, wird aber sehr häufig nicht so gehandhabt. Als Beispiel möchte ich einen Geschäftsführer eines innovativen und erfolgreichen metallverarbeitenden Unternehmens erwähnen. Er berichtete stolz, dass seine ERP-Einführung jetzt endlich ans Laufen kommt, nachdem sieben Jahre lang vom Software-Hersteller nichts Brauchbares abgeliefert wurde. Er war stolz darauf, dass er als Chef das Projekt endlich auf die richtige Spur gesetzt hat. Dabei ist es ihm anzulasten, dass er nicht schon am Anfang dafür gesorgt hat, dass der Kauf der Software gut vorbereitet wurde. Bequemer war es, dem Software-Haus die Schuld zu geben.
Erfolgreiche Unternehmer stehen hinter ihren Digitalisierungsprojekten. Sie schauen nicht nur auf Termine und Budget und schimpfen, wenn die Ergebnisse nicht zufriedenstellend sind. Sie erkennen, dass Digitalisierung einen Umbau ihres Unternehmens bedeutet und Weichen für die Zukunft stellt. Sie übernehmen persönlich die Verantwortung dafür und tragen Sorge, dass dieser Umbau gut geplant und organisiert wird.
Punkt Nr. 3: Plan und Strategie
Technik kann begeistern. Immer wieder tauchen Neuheiten im Markt auf, die Features bieten, die vor kurzem noch unvorstellbar waren. Was im Privatleben Spannung und Abwechslung bringt, kann im Unternehmen gefährlich werden. Natürlich dürfen Unternehmen auch neue Technologien ausprobieren, das ist sogar sehr wichtig. Alle Energie auf Neuigkeiten zu lenken ist für Unternehmen jedoch nicht zielführen. Es muss schon klar sein, wo man mit der Nutzung digitaler Technologien hinwill, sonst verzettelt man sich.
Unternehmer, die Digitalisierung erfolgreich vorantreiben, achten darauf, dass diese einer Strategie folgt. Das kann die Unternehmensstrategie sein oder eine eigene Digitalstrategie. Wie reif ist unser Unternehmen für die Digitalisierung? Wo in unserem Geschäftsmodell sehen wir das meiste Potential? Wo haben wir den größten Bedarf und sollten uns von Althergebrachtem endlich lösen?
Diese Unternehmer planen die Digitalisierung. Wohlwissend, dass man die Zukunft nicht vorhersagen kann. Kleine Schritte sind gefragt. Fehler muss man zulassen und daraus lernen. Damit man sich dies aber auch erlauben kann, sind Pläne und Übersicht wichtig. Sie ermöglichen schnelles Korrigieren bei neuen Erkenntnissen, denn sie zeigen, wo gegengesteuert werden muss.
Punkt Nr. 4: Verstehen, was passiert
Digitalisierung ist komplex. Die Abhängigkeiten sind vielfältig. Es gibt unendliche Spezialgebiete, in denen sich nur die Experten im Detail auskennen. Manche Unternehmer und Manager fidnen sich damit ab, dass sie nicht alles verstehen können. Oder sie sind froh, wenn man ihnen Buzzwords und bunte Bildchen präsentiert, mit denen sie dann selber auch Kompetenz vorgaukeln können ohne wirklich die Hintergründe zu durchschauen.
Erfolgreiche Unternehmer und Führungskräfte lassen sich damit nicht abspeisen. Sie wollen verstehen, was in ihrem Unternehmen passiert. Sogar dort, wo es um die Technik geht. Natürlich geht es dann nicht um Details. Die großen Zusammenhänge sind aber schon wichtig. Wenn die Techniker sich schwertun, diese zu vermitteln, was leider allzu oft der Fall ist, muss sich der verantwortungsvolle Unternehmer andere Unterstützung suchen. Denn wenn er seiner Verantwortung nachkommen will, muss er die vielen Fäden kennen und verstehen, auch wenn er nicht jeden einzelne in der Hand behält.
Punkt Nr. 5: Das individuelle „Wozu“
Unternehmer hören überall, dass Digitalisierung enorm wichtig ist. Teilweise werden Bedrohungsszenarien aufgebaut, dass jeder vom Markt verschwindet, der die Digitalisierung ignoriert. Dies lässt kaum einen Unternehmer kalt.
Um im eigenen Unternehmen eine Veränderung zu bewirken, reicht dies jedoch nicht aus. Hier gilt es gründlich und individuell das „wozu“ zu hinterfragen. Was bringt es uns? Was wollen wir verändern? Was werden wir verändern? Was wird auf uns zukommen?
Unternehmer, die Digitalisierung erfolgreich gestalten, hinterfragen, klären und kommunizieren die Kern-Intention, die sie mit der Digitalisierung verfolgen. Damit geben sie ihren Mitarbeitern ein erstrebenswertes Ziel, auf das man gemeinsam hinarbeiten kann.
Punkt Nr. 6: Mut und Führung
Niemand weiß, wo die Digitalisierung hinführt. Die Märkte entwickeln und verändern sich rasant. Große Unternehmen entstehen und verschwinden. Es gibt keine Sicherheiten, dass die eingeschlagenen Wege die richtigen sind. Diese unvermeidbare Unsicherheit kann ein Unternehmen lähmen.
Unternehmer, die von der Digitalisierung überzeugt sind, leugnen diese Unsicherheiten nicht, sondern stellen sich ihnen mit Mut. Dieses mutige Führen gibt den die Teams das Vertrauen, das sie brauchen, um sich an den anstehenden Veränderungen zu wagen. Um das leisten zu können, verschaffen sich diese Unternehmer den nötigen Überblick und das Verständnis, sie entwickeln eine Strategie und einen Plan und sie machen klar, wozu sie das alles tun. Sie übernehmen Verantwortung.
Fallen Ihnen noch weitere Punkte ein, die Unternehmer beachten müssen? Ergänzen Sie diese einfach als Kommentar zu diesem Artikel. Die Digitalisierung macht’s möglich.